In Seminaren, Gesprächen mit Unternehmern, Führungskräften aus Behörden werde ich immer wieder gefragt, wie „man“ eigentlich mit psychisch kranken Menschen umgeht. Was sollte man hierbei beachten? Auch merke ich im Gespräch eine große Unsicherheit gegenüber psychisch kranken Menschen und auch Angst, weil sie sich anders als gewohnt verhalten, anders aussehen und vielleicht auch anders sprechen. Ich habe 9 Jahre mit chronisch psychisch kranken Menschen gearbeitet und habe für euch 4 gut Tipps im Umgang mit den kranken Menschen:
1. Überprüfe deine eigene Haltung gegenüber psychisch kranken Menschen! Die Medien verbreiten meiner Meinung ein völlig falsches Bild von DEN psychisch kranken Menschen. Es wird gerade in Krimis oft ein Bild vermittelt, in denen die Menschen sich erst völlig anpassen, jedoch dann etwas total Verrücktes tun oder gar jemanden umbringen. In Wirklichkeit sind psychisch kranke Menschen Menschen, wie du und ich, die aus einem bestimmten Grund krank geworden sind und diese Symptome entwickelt haben. Es steht uns nicht zu über diese Menschen zu urteilen bzw. sie zu verurteilen.
2. Lass dich nicht von deiner Angst und Unsicherheit leiten! Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Behandeln psychisch kranke Menschen freundlich, mit Respekt und wertschätze sie als Menschen auf ihrem Lebensweg.
3. Nimm jedes Verhalten/Symptom des kranken Menschen an! „Annehmen“ ist hierbei das Zauberwort, d.h. egal wie (für uns) seltsam sich das Gegenüber verhält, trete dem Verhalten positiv entgegen anstatt zu erschrecken! Stell‘ dir einfach vor, du würdest du für kurze Zeit in ein Theaterstück eintreten und mit dem anderen „spielen“.
4. Bleibe unbedingt bei dir und deinen Gefühlen! Deine Gefühle sagen dir, was du brauchst, was für dich gerade wichtig ist. Wenn du mit deiner Aufmerksamkeit bei dir bist, so spürt der psychisch kranke Mensch dich als starkes Gegenüber, als präsent und kann so seine Unsicherheit etwas abbauen. Kommuniziere im Gespräch mit dem kranken Menschen freundlich und respektvoll was du brauchst. Etwas mehr Abstand zu ihm? Eine kurze Auszeit?
Wir müssen nicht so tun als gäbe es DIE psychisch kranken Menschen und wir sind DIE gesunden Menschen. Die Grenzen sind mehr als fließend, bei sich selbst oder im eigenen Familiensystem. Wir sind alles Menschen auf unserem Lebensweg, die stets versuchen unser Bestes zu geben. Aus systemischer Sicht sind Symptome und Krankheiten Überlebensstrategien mit einer Funktion und Botschaft für uns selbst, die Familie und das Gesellschaftssystem. Gerade bei der Diagnose Burnout, Depression oder Magersucht wird dies besonders deutlich: Hören wir genau hin, was uns diese Krankheiten als Gesellschaft zu sagen haben!